Polnischer Thronfolgekrieg

Polnischer Thronfolgekrieg
I
Pọlnischer Thronfolgekrieg,
 
Pọlnischer Erbfolgekrieg, der europäische Krieg 1733-35/38 um die Thronfolge in Polen nach dem Tod Augusts II., des Starken. Russland und Österreich unterstützten die Kandidatur seines Sohnes, des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., Frankreich trat für den Schwiegervater Ludwigs XV., den ehemaligen polnischen König Stanislaus I. Leszczyński, ein. Im September 1733 wurde dieser von einer Mehrheit des polnischen Adels gewählt. Nach der Besetzung Warschaus und der Einnahme Danzigs durch russische Truppen (1734) wurde jedoch Friedrich August II. im Wiener Präliminarfrieden (1735) als König August III. von Polen anerkannt. Frankreich setzte mit Spanien und Sardinien den Koalitionskrieg gegen Österreich in Italien und am Rhein erfolgreich fort. Im Wiener Frieden (1738) wurde Stanislaus (wie schon im Präliminarfrieden von 1735 festgelegt) mit den Herzogtümern Bar und Lothringen entschädigt.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Russlands Aufstieg (seit 1682): Großmacht im Osten
 
II
Polnischer Thronfolgekrieg
 
August II., der Starke, hatte zeitlebens versucht, in Polen eine Erbmonarchie für das Haus Wettin zu errichten, wofür er auch zu beträchtlichen Gebietsabtretungen bereit gewesen wäre. Seine von Preußen unterstützten Pläne scheiterten jedoch am Einspruch Russlands. Nach seinem Tod am 1. Februar 1733 sprach sich der polnische Adel für einen Piasten, einen Polen, als Nachfolger aus und wählte den von seinem Schwiegersohn Ludwig XV. unterstützten Stanislaus I. Leszczyński erneut zum König.
 
Unter dem Druck russischer Truppen stimmte eine kleine Zahl meist litauischer Adliger jedoch für den Kurfürsten August von Sachsen, der sich die Unterstützung Österreichs durch die Bestätigung der Pragmatischen Sanktion Kaiser Karls VI. und die Russlands durch die Einräumung der freien Verfügungsgewalt über das Herzogtum Kurland gesichert hatte. Während sich Leszczyński in Danzig gegen die russisch-sächsische Belagerung verteidigte, konnte sich August III. am 17. Januar 1734 in Krakau krönen lassen. Nach der Kapitulation Danzigs im Juni bildete sich zwar noch eine Konföderation zugunsten Stanislaus' I., die aber der russisch-polnisch-sächsischen Übermacht nicht gewachsen war.
 
Im Frieden zu Wien (3. Oktober 1735, bestätigt 1738) verzichtete Stanislaus auf die polnische Krone und wurde dafür mit dem Herzogtum Lothringen abgefunden, das nach seinem Tod (1766) an Frankreich fallen sollte; Franz Stephan von Lothringen, der 1736 die österreichische Thronerbin Maria Theresia heiratete, erhielt dafür die Toskana.
 
Der an politischen Fragen uninteressierte August III. überließ die Führung der Regierungsgeschäfte seinem Günstling Heinrich Graf Brühl, unter dem die Kämpfe der Magnaten faktionen um Ämter, Krongüter und Einfluss die Adelsrepublik völlig lähmten, sodass Polen zum Spielball der Nachbarmächte herabsank. Die staatliche Autorität verfiel weitgehend; trotz brauchbarer Reformprojekte wurden alle Reichstage, meist unter Mitwirkung Russlands, Frankreichs und vor allem Preußens, gesprengt.

Universal-Lexikon. 2012.

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